Brief an den WDR vom 08.01.2024

Sehr geehrte Frau Trelle, sehr geehrte Redakteure und Mitarbeiter des WDR in Siegen, liebe Demo Teilnehmer und Siegener Bürger am Bahnhof,

zunächst wünsche ich Ihnen allen ein gutes Neues Jahr 2024.

Nach einer 3-wöchigen Weihnachtspause sind wir heute wieder vor Ihrem WDR-Sender in Siegen.

Inzwischen gab es am 29.12.2023 eine große Demonstration in Siegen, die bundesweit für Aufsehen sorgte. Landwirte, Spediteure und Handwerker aus dem Umfeld fluteten die Stadt mit Traktoren und LKWs und hielten anschließend eine Kundgebung mit ca 1100 Teilnehmern vor dem Apollo. In den Berichten des WDR und der Lokalpresse wurde aus meiner Sicht nur oberflächlich berichtet. Dass die Sprecher der Grünen und der SPD gnadenlos ausgepfiffen wurden, der Kandidat der CDU offensichtlich Wahlwerbung in eigener Sache betrieb, kam nicht zur Sprache. Dafür aber eine Szene eines Treckerfahrers, der die Nerven verlor, was für Sensationsgier und nicht für Ausgewogenheit spricht.

In der vergangenen Woche sorgte der Eklat mit dem Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck für Schlagzeilen in den Leitmedien. Zahlreiche Landwirte im Norden Deutschlands wollten dem Minister ihren Unmut persönlich mitteilen, als er auf einer Fähre von einer Nordseeinsel am Festland ankam. Danach gab es überwiegend Kommentare in den regierungsnahen Medien, die die Gruppe der Landwirte als gewaltbereit, undemokratisch und verächtlich bezeichneten. Wenn Personen dabei waren, die tatsächlich gewaltbereit waren, dann ist das zu verurteilen, ich vermisse aber Gegendarstellungen von Beteiligten. Ich vermute, dass man möglicherweise mit solchen Berichten in den Leitmedien die Landwirte mit ihren berechtigten Sorgen von vorneherein diffamieren will und künftige Proteste verhindern möchte.

In dieser Woche geht es weiter mit Protesten der gleichen Berufsgruppen, die Ihre Unzufriedenheit mit zahlreichen Aktionen fortsetzen wollen.

Bitte berichten Sie über diese Proteste, aber auch über unsere montäglichen Friedensdemos von „Siegenstehtauf“ und Leuchtturm ARD, wertneutral, ehrlich und ausgewogen. Das ist Ihr Auftrag!

Ich möchte mich einem weiteren Thema widmen, es geht um Kabarett im ÖRR. Gab es vor der Corona Zeit noch politische Satire Sendungen wie „Die Anstalt“ oder „Scheibenwischer“ und ähnliche, die die Regierung gerne aufs Korn nahmen, so ist das heutzutage total verflacht. Lisa Fitz, die sich in den letzten 3 Jahren den Mund nicht verbieten ließ und dafür aus den ÖRR-Medien verbannt wurde, hat in einem Interview einige interessante Aussagen zum heutigen Stand des Kabaretts getroffen. Hier einige Beispiele, die ich sehr treffend finde:

„Heute gibt es eine gehorsame Mutlosigkeit des Kabaretts“

„Das gewalttätigste Element der Gesellschaft ist die Unwissenheit“

„Mit Leuten, die nichts wissen, mit denen kannst Du alles machen“

„Wenn wir alle den Mund aufmachen, dann sind wir wieder der Souverän“

„Ein Volk ohne Angst wird frech“

„Der ÖRR will die Zuschauer erziehen, aber Vielfältigkeit ist notwendig“

Wie geht es nun weiter im Jahr 2024. Frieden und Freiheit schaffen wir nur, wenn wir alle zusammenhalten und uns nicht spalten lassen. Das gilt für die verschiedenen Gruppen und Initiativen, die sich für eine bessere Politik im eigenen Lande, aber auch für die, die sich für das friedliche Zusammenleben aller Völker auf dieser Erde einsetzen. Dazu gehört aber auch die Unterstützung der ÖRR; in unserer Region der WDR in Siegen und Köln. Wir setzen auf Euch.

Lisa Fitz hat das folgende Lied „Der Journalist“ getextet:

Es war ein tapferer Journalist, er wollte nicht mehr schweigen,

ein ganz normaler Journalist, wollt’ endlich Flagge zeigen.

Was war von ihm noch geblieben, von seinem Geist und der Schläue?

Verloren, verschimmelt und fermentiert, als Perlen vor die Säue.

Er schrieb, was gewünscht und sah jeden Tag die Wahrheit im Staube verrecken.

Und war es leid, dem Narrativ, dem verlog´nen, die Stiefel zu lecken.

Der tapfere, mutige Journalist, der wollte nicht mehr kriechen,

er konnte den ganzen stinkenden Mief der Feigheit nicht mehr riechen.

DER JOURNALIST IST, WAS ER IST!

Der tapfere, gute Journalist, der wollte sich nicht mehr bücken

Er wollte wieder aufrecht stehen, mit stolzem, geradem Rücken.

Nach all den vielen Jahren als bezahlter Auftrags-Clown,

wollt er sich endlich – endlich! – wieder stolz im Spiegel anschauen.

Und die Kollegen staunten nicht schlecht, da war auf einmal zu lesen

was zu denken sie schon nicht mehr gewagt, aus dem Giftschrank die Thesen.

Unser mutiger Journalist war nicht mehr klein, sondern groß,

sein Hirn und Herz war’n auf einmal so licht, doch – den Job war er los.

Die Wahrheit macht einsam und frei – Geldnot zieht an dir wie Blei

DER JOURNALIST IST, WAS ER IST!

Doch er fand eine neue Community und neue Auftraggeber

Er trank nun auch nicht mehr so viel, das dankte ihm seine Leber.

Und die Moral von der Geschicht: Steh’ aufrecht, verrat‘ dich nicht!

Klar in der Botschaft – ohne Zorn schau nach vorn, schau nach vorn!

Bleib nicht liegen, lass´ dir nicht die Seele verbiegen,

lerne, Lügnern das Fürchten zu lehren – und sei ein Optimist.

Reden ist Silber, Schweigen ist Blech und Schreiben – ist Gold