Brief an den WDR vom 03.07.2023

Sehr geehrte Frau Trelle, sehr geehrte Redakteure und Mitarbeiter des WDR in Siegen, liebe Demo Teilnehmer und Siegener Bürger am Bahnhof, wir stehen nun viele Wochen vor vielen Redaktionen dieses Landes.

Wir wollen eine Versöhnung unserer Gesellschaft und brauchen dafür einen mutigen und besonnenen Journalismus, dem seine Unabhängigkeit wichtig ist.
Die letzten Jahrzehnte geben uns allen viel Anlass zur Selbstkritik.
Lassen Sie uns einen konstruktiven und fairen Dialog darüber führen.
Die unverhältnismäßige Bedrohung des Grundrechts auf körperliche Unversehrtheit führte in den letzten Jahren zu einer empfindlichen Spaltung unserer Gesellschaft.
Dieselbe Unverhältnismäßigkeit beobachten wir aktuell bei der Gegenüberstellung des zivilisatorischen Wertes der Friedensdiplomatie, gegenüber der Eskalationsgefahr durch Waffenlieferungen. Wir alle kennen die globalen Interessen hinter den gewalttätigen Konflikten der letzten Jahrzehnte.

Wir wollen aufrichtig darüber reden, dass das Prinzip der Gewaltlosigkeit eine erhebliche Bedeutung für die Gestaltung unserer Zukunft hat.
Viele haben ihre Großeltern verloren, wir arbeiten nun gemeinsam daran, dass sich das bei unseren Kindern und Enkelkindern nicht wiederholt.
Ein guter Journalismus macht sich auch mit einer guten Sache nicht gemein.
Aber wir brauchen nun Ihren Mut und Ihre Kompetenz unserer Zivilisation die richtigen Werte vorzuleben.

Mit unserem Gesprächsangebot an Sie wollen wir den Wert einer gegenseitigen Annäherung unserer verunsicherten Gesellschaft herausstellen.
Denn es gibt etwas, das uns alle eint: Wir wollen aufrichtigen Diskurs. Wir wollen einen fairen Wettbewerb der besten Ideen, die diese Gesellschaft in einem kreativen Prozess nach vorne bringen können. Von uns hat niemand das Recht und die Absicht, zu behaupten, dass wir die Wahrheit kennen.
Deshalb sind wir darauf angewiesen, dass uns ein aufrichtiger Journalismus die notwendige Orientierung gibt, indem er die vielen subjektiven und multipolaren Meinungen und auch die globalen Interessen in einem fairen Wettbewerb gegenüberstellt.
Wir fordern bestehende Regeln einzuhalten, wie den Pressekodex oder das Grundgesetz.

Wir fordern eine intakte Gewaltenteilung, die ständig nachgebessert werden muss, um ihre Kraft und Funktion nicht zu verlieren.
Am Ende geht es um ein neues Vertrauen in uns selbst und ein neues Vertrauen in Sie, liebe Journalisten, deren Berufsethos es ist, diesen Wettbewerb der Ideen unvoreingenommen zu gestalten und besonnen zu gewichten.
Wir wissen, dass wir hier von einer historischen Vision sprechen, die von uns allen viel Mut erfordert.
Aber wir meinen es ehrlich.

Wir sind die Arbeitsgemeinschaft Redlicher Diskurs und wollen Sie alle zu unserem Leuchtturm der Orientierung machen, in der stürmischen See der
globalen Interessen.

Wenn unsere Vorstellungen von einem besseren Journalismus auch bei Ihnen auf fruchtbaren Boden fallen oder Sie das anders sehen, so können wir das
gerne an einem runden Tisch gemeinsam diskutieren.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr Dialogangebot Bürger in Siegen
Axel Sprenger